Vom TV Vechigen zum TSV Vechigen
Am 9. September 1919 haben sich 17 junge Männer entschlossen, mit Beteiligung des Verbandspräsidenten im Bären Boll den Turnverein Vechigen zu gründen. Das Ende des 1. Weltkrieges war vielleicht gerade die Triebfeder, um den Zusammenhalt in einer Gemeinschaft zu festigen. Für die Gemeinde Vechigen war der neue Verein in kultureller Hinsicht sicher eine grosse Bereicherung. Somit genoss der TV auch einen hohen Stellenwert unter den schon bestehenden Vereinen.
Unter fachkundiger Führung von drei schon erfahrenen Turnern, jedoch mit sehr bescheidenen Trainingsverhältnissen, machte der Verein doch sehr schnell grosse Fortschritte. Bis anfang 1923 konnten sie den relativ kleinen Tanzsaal im Rössli Sinneringen benutzen, worin dann auch die alljährliche Turnvorstellung mit Theater vorgeführt wurde.
1923 war ein sehr bedeutsames Jahr. Als relativ junger Verein, kam der Turnverein Vechigen zu seiner Vereinsfahne, die am 12. Mai 1923 beim ersten bedeutsamen Vereinsanlass eingeweiht wurde. Zugleich bekamen sie das Angebot, in den doch viel idealeren Bären Saal umzusiedeln, was zusätzlich eine Motivationsspritze bedeutete. In turnerischer Hinsicht wurden auch schon bald Spitzenresultate erzielt, was sich im Sommer am Freiburger Kantonal-Turnfest mit dem 2. Rang in der 4. Stärkeklasse, sowie 3 Kranzrängen im Einzelturnen abzeichnete. So ging es auch in den nächsten Jahren mit sehr guten Resultaten weiter. Natürlich folgten zwischendurch auch ernüchterndere Resultate, was eigentlich normal ist und Anlass dazu gibt, mit geschlossenem Zusammenhalt neue Ziele zu setzen.
1930 liess der Rössli Wirt Hans Stämpfli neben dem Restaurant eine eigene Turnhalle erstellen, mit der Auflage, das Rössli als Vereinslokal zu betrachten und auch die Turnvorstellungen mit Theater wieder im Rössli Saal durchzuführen. Trotz eines bescheidenen Mietbetrages, wurde dieser Auflage mit Begeisterung stattgegeben, hatte man doch nun ein eigenes Lokal zur vollen Auslastung.
Somit folgte 1934, auf Initiative von Hans Zaugg, der Wunsch eine Jugendriege zu gründen, damit auch der Nachschub für die Aktiv Sektion gewährleistet war. Dieser Wunsch wurde im Herbst dann auch in die Tat umgesetzt.
Gleich ein Jahr später machten die mittlerweile schon älteren Semester der Aktivturner sich Gedanken über die Gründung einer Männerriege, um sich auch im fortgeschrittenen Alter unter kundiger Leitung sportlich betätigen zu können. Die Gründung fand am 26. März 1935 im Rössli Sinneringen, unter der Leitung von Paul Stauffer statt. Auch dieser Schritt bedeutete eine Bereicherung im Verein, konnte man sich doch für Vereins-Anlässe oder sonst gute Ratschläge auf die älteren Semester verlassen.
Da schon seit ein paar Jahren eine sogenannte wilde Damenriege aktiv war, kam nun auch der Zeitpunkt, offiziell eine selbständige Untersektion Damenriege zu gründen. Am 28. August 1936 fand eine Zusammenkunft zur Gründung einer Damenriege statt, die auch am Mittelländischen Turnverband angeschlossen war und dadurch auch von den verschiedenen Kursangeboten profitieren konnte. Somit konnte vor allem in turnerischer Hinsicht mit den verschiedenen Untersektionen eine vielseitigere Vorstellung präsentiert werden.
Eine schwierige Zeit erlebte der TV während des Krieges von 1940 bis Mai 1945. Da viele Turner für den Aktiv-Dienst eingezogen wurden, war ein normaler Turnbetrieb kaum noch möglich. Auch aus diesem Grund musste der erste Grossanlass, das 25 jährige Jubiläum, um 1 Jahr nach hinten verschoben werden. Dieses grosse Ereignis war unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg sicher ein bedeutender Ansporn für die Zukunft des Turnvereins Vechigen.
1951 organisierte der TV Vechigen, zusammen mit der Hornussergesellschaft Sinneringen, das Mittelländische Schwingfest im Boll. Ein sehr erfolgreicher Anlass, mit einem schönen Zustupf in die Vereinskassen.
1959 wurde der Rössli Saal umgebaut und von da an fanden die Turnvorstellungen wieder im Bären Saal statt. Als Ersatz für den Rössli Wirt und zugleich neue Einnahmensquelle für den Verein, wurde das TV Lotto ins Leben gerufen.
Endlich ging 1962 der Wunsch, auf den der TV seit 43 Jahren hoffte, in Erfüllung. Die Turnhalle und die Sportanlagen der neuen Sek-Schule konnten bezogen werden. Dies war ein sehr bedeutender Moment des Turnvereins, hatte man doch nun die bestmöglichen Verhältnisse, um eine schlagkräftige Sektion zu bilden. Es stand aber immer noch die Zusammengehörigkeit im Vordergrund (mitmachen kommt vor dem Siegen) und nicht alle können Spitzensportler sein. Trotzdem wurden auch weiterhin sehr gute Resultate erreicht. Diese alle aufzuführen, würde hier den Rahmen sprengen.
Vom 29. - 31. August 1969 fand der bis anhin grösste Anlass des TV Vechigen statt. Das unvergessliche 50 jährige Jubiläum und zugleich Fahnenweihe der neuen Vereinsfahne.
1972 ergab sich wiederum ein Wechsel in turnerischer Hinsicht. Nach der Einweihung der neu erstellten Primarschulanlage, zogen nun die Aktiv Turner, die Damen und die Jugendriege in den Stämpbach. Die Männerriege verblieb weiterhin in der Sek-Schule.
1984 fanden die Vereinsanlässe, wegen Abschreibung des Bären-Saals, das letzte mal dort statt. In Fronarbeit verschiedener Vereine, wurde 1985 in der unteren Halle der Sek-Schule eine Vorführungs- und Tanzbühne erstellt, sowie die nötigen Tische und Stühle für die Festwirtschaft angeschafft. Von nun an fanden alle Anlässe, auch das TV Lotto, dort statt.
Im Wandel der Zeit zeigten die Nachkömmlinge immer weniger Interesse am Geräteturnen, das dann auch langsam verloren ging. Als Alternative rückte dann immer mehr die Leichtathletik und das Spielerische (Korbball) in den Vordergrund.
1994 kam es dann zum wohl grössten Anlass in der Vereinsgeschichte. Mit vielen verschiedenen Darbietungen aller Vereinsgruppen und sonst tüchtiger Mithilfe, konnte während 3 Tagen ein 75 jähriges Jubiläum gefeiert werden, das sicher noch manchem in Erinnerung bleiben wird. Leider war das dann auch die letzte Turnvorstellung des TV Vechigen. Da die Lottoeinnahmen Jahr für Jahr schlechter wurden, versuchte man 1995 mit der Durchführung eines Duathlons eine neue Einnahmensquelle zu finden, was auch gar nicht so schlecht gelang. Nach mieserablem Ergebnis im 1997 wurde dann leider das traditionelle TV Lotto vom Aktivitätsprogramm gestrichen. Anstelle des Lottos wurde mit grossem Erfolg die Oldies–Disco ins Leben gerufen.
Ab Mitte der 90-er Jahre litt vor allem die Aktivriege zusehends an Mitgliederschwund. Insbesondere blieb, obschon eine grosse und gut funktionierende Jugendriege betreut wurde, der Nachwuchs fast vollständig aus. Es wurde zunehmend schwierig, einen noch funktionierenden Vorstand in der Aktivriege, das eigentliche Rückgrat des Turnvereins, zu formen.
Anlässlich einer Vorstandssitzung der Aktiven wurde Anfang 2000 entschieden, eine Projektgruppe zum Zusammenschluss der einzelnen Riegen zu bilden, welche jeweils eigene Vorstände sowie separate Kassen führten. Ziel dabei war es, dem Verein das Überleben zu sichern, indem künftig mit Mitgliedern aus möglichst allen Riegen ein gemeinsamer Vorstand gebildet werden sollte. Damit konnte die Kontinuität des Vereins breiter abgestützt und die Verantwortung auf die verschiedenen Riegen verteilt werden.
Die Projektgruppe setzte sich unter der Leitung von Manfred Walther aus Mitgliedern sämtlicher Riegen und Untersektionen des Turnvereins zusammen. Im Laufe des Jahres 2000 wurden neue Statuten entworfen und die Vereinsstrukturen den aktuellen Erfordernissen angepasst. Das Ziel der Projektgruppe war es, dem Verein möglichst schlanke Strukturen zu verpassen, den Administrativaufwand künftig gering zu halten und dabei die turnerischen Aktivitäten ins Zentrum zu rücken.
Bereits in dieser Zeit stellte man fest, dass die einzelnen Riegen, bisher beinahe wie eigene Vereine geführt, (gezwungenermassen) wieder näher zusammen rückten. Die entwickelten Ideen und Vorschläge wurden von den einzelnen Projektmitgliedern in Ihre Riegen hinausgetragen, wodurch gewollt Diskussionen in Gang gesetzt und später wiederum in der Projektgruppe in Betracht gezogen wurden.
Nachdem sich die Projektgruppe in intensiver Arbeit sämtlichen Aspekten der Vereinszusammenlegung angenommen hatte, wurde anlässlich einer ausserordentlichen Vereinsversammlung Ende April 2001 über die neue Vereinsstruktur befunden. Themen wie Vereinheitlichung der Mitgliederbeiträge, gemeinsame Vereinskasse, die neuen Statuten und viele weitere Aspekte wurde teilweise sehr emotional aber auch kritisch diskutiert. Schlussendlich stimmte eine 2/3 Mehrheit einer Vereinszusammenlegung mit neuen Statuten und dem frischen Vereinsnamen „Turn- und Sportverein Vechigen“ zu.
Diese Vereinszusammenlegung fand gleichzeitig in einer Zeit statt, in welcher sich auch der Mittelländische Turnverband mit dem Frauenturnverband zusammenschloss und etliche Nachbarvereine dasselbe anstrebten. Die Zusammenlegung verhalf dem Verein wieder zu einem grösseren Zusammengehörigkeits- und Wir-Gefühl sowie der Gewissheit, auch die kommenden Jahre mit den angepassten Strukturen meistern zu können.